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Hl. Theresia erwog an diesem Tage bei der hl. Kommunion, was dem Heiland in Jerusalem begegnete. Obwohl die Juden Jesus im Triumpf in die Stadt eingeführt hatten, haben sie ihm nachher nicht einmal soviel Ehre erwiesen, ihn zu Tisch zu laden. Sie ließen ihm vielmehr ungespeist zur Stadt hinaus nach Bethanien ziehen.
"Die Juden", so sagt die Heilige in ihrer Betrachtung, "scheinen mir sehr lieblos gegen den Heiland gehandelt zu haben, da sie ihn nach einem so glänzenden Empfang wieder so weit zum Abendessen gehen ließen.
Ich schloß daraus, er werde in mir bleiben, obwohl, wie ich jetzt sehe, die Herberge so schlecht ist. Solch einfältige Erwägungen stellte ich an, sie müssen aber dem Herrn gefallen haben". Diese Erwägung hat ihr bei der hl.Kommunion großen Ruhen gebracht.
Sie selbst schreibt hierüber: "An einem Palmsonntag war ich in so hohe Verzückung geraten, daß ich die hl. Hostie nicht hinunterschlucken konnte. Als ich sie im Munde behielt und etwas zu mir gekommen war, schien es mir, als sei mein Mund voll von Blut. Auch kam es mir vor, als sei mein Angesicht und mein ganzer Leib mit diesem Blut überströmt, so warm, als wenn es der Herr soeben vergossen hätte. Auserordentlich war die Wonne, die ich dabei empfand, und der Herr sprach zu mir:
"Tochter, ich will, daß dir mein Blut zum Heile gereiche; fürchte dich nicht, daß dir meine Barmherzigkeit mangeln werde. Ich habe es unter unbeschreiblichen Schmerzen vergossen, du aber genießt es, wie du siehst, mit großer Wonne. Wie gut vergelte ich dir die Freude, die du mir an diesem Tage bereitet hast!" (Zusätze zum Leben)
Hl. Teresa von Avila (1515-1582)
Kirchenlehrerin, Gründerin des Teresianischen Karmel.