Klosterkirche

Tabernakel

Unter dem Kreuz, das die Stirnwand der Kirche füllt, befindet sich der von Hildegard Domizlaff (1898-1987) künstlerisch angefertigte Tabernakel. Die Bildhauerin, Holzschnitt-und Schmuckkünstlerin gestaltete  Reliefs aus dem Leben des Propheten Elias.
Vor dem Tabernakel finden sich in stillen Stunden einzelne Beterinnen und Beter ein.
"Ich bin das Brot des Lebens."
"Brot des Lebens" - in diesen Worten allein steckt eine ungeheuere Kraft. Eine Kraft, die alle Müdigkeit und Mutlosigkeit überwinden kann. Und diese Kraftquelle ist uns angeboten. Wir müssen Gott nur Raum in uns geben. IHN handeln lassen und aus dieser Quelle der Kraft immer wieder schöpfen. 
Das Brot des Lebens, die Heilige Eucharistie, ist die kostbarste Gabe, die unsere Erde überhaupt zu bieten hat.

Klosterkirche

Russische Ikone "Hodigitria"

Im Seitenschiff der Kirche befindet sich eine russische Hodigitria- Ikone(Wegweiserin)
aus dem 17. Jahrhundert. 
Davor können die stillen Beter verweilen, ihre Freuden, Sorgen und Nöte zur Mutter bringen, Kerzen anzünden und auf ihre Fürsprache vertrauend dankbar wieder heimkehren.
Die Unbeschuhten Karmelitinnen gehören durch ihre Berufung in den Orden der "Allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel" einer Ordensfamilie an, die in besonderer Weise der Liebe zu Maria und ihrer Verehrung geweiht ist.
Unsere Ordensheiligen Teresa von Jesus und Johannes vom Kreuz  sahen in ihr den Menschen, der in Demut und Weisheit das Wort des Herrn annahm und betrachtete. Sie war für sie die in der Nachfolge Christi starke und treue Frau, dem Schmerz und der Freude seines Paschamysteriums verbunden.
Immer wieder gab es gewaltige Neuanfänge in ihrem Leben- so kann sie jedem von uns Begleiterin sein auf unserem ganz persönlichen Weg.
Maria ist die Frau, die immer eine Hörende ist und stets bereit den Willen Gottes zu tun. Sie ist ein Vorbild für den Glaubenden, der in seinem Leben auf der Suche nach Gott ist.

Es tut einfach gut, eine starke und treue Verbündete an der Seite zu haben!

Klosterkirche

Kreuzwegstationen

Das Kreuz und die Kreuzwegstationen

Das Kreuz.

Das abgebildete Kreuz füllt mit seiner ganzen Größe die Stirnwand der Karmelitinnenkirche in Witten an der Ruhr.
Es hängt seit der Weihe der Kirche am 18. November 1956 an seinem Platz.
Unter ihm versammeln sich die Gläubigen vor dem Altar und dem Ambo zum Gottesdienst.
Unter ihm finden sich vor dem Tabernakel in stillen Stunden einzelne Beterinnen und Beter ein.
Sie alle "blicken auf den, den sie durchbohrt haben" (Joh 19,37), Jesus Christus, das Heil der Welt.

 

Die 14 Stationen des Kreuzweges Jesu.

Sie befinden sich, einer langen Tradition entsprechend, an den Seitenwänden der Klosterkirche.
Pater Bonifatius Allroggen OCist aus dem Zisterzienserkloster Bochum- Stiepel hat sie 1987 für die St. Marienkirche in Bochum geschaffen. Die einzelnen Stationen sind als Zyklus entstanden, aber unterschiedlich ausgearbeitet. Sie wurden halbplastisch aus keramischen Materialien modelliert und bei hoher Temperatur gebrannt. Nachdem 2003 die Marienkirche aufgegeben worden war, kam der Kreuzweg nach Witten.
Die Stationen des Kreuzweges Jesu wollen angeschaut werden. Doch dieses Anschauen wird erst sinnvoll, wenn die Betrachter mit den Augen des Herzens sehen, was Jesus an Leib und Seele gelitten hat; aber auch wie seine Liebe zu Gott und uns Menschen ihn dieses harte Leiden bestehen und überwinden ließ. 
Im Leiden und Sterben Jesu auch das Elend heute leidender und sterbender Menschen zu erkennen und die Bereitschaft und Kraft zu erlangen, täglich das eigene Kreuz auf sich zu nehmen, Leid zu bestehen und gegen Leiden anzugehen, das möge den vor den Stationen des Kreuzweges Jesu Betrachtenden und Betenden geschenkt werden - zusammen mit dem Impuls, aus Einsicht und Fähigkeit Taten werden zu lassen.

"Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich, denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst".

1. Station:

Jesus wird zum Tode verurteilt

Ich schaue auf das Bild:
Hoheitsvoll trotz gefesselter Hände steht Jesus in der Mitte. Rechts sitzt Pilatus auf dem Richterstuhl, die Hände unschlüssig hin – und her bewegend. Links zwei Ankläger: der eine mit geballter Faust; der andere mit stechendem Finger auf Jesus zeigend.

Ich schaue intensiver hin:
Ein Wort Jesu kommt mir in Erinnerung: „ Ich bin dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege“ (Joh 18,37b). Die Wahrheit der Liebe Gottes wird missdeutet und mit anscheinend überlegener Skepsis abgetan. Bohrende Fragen – und wenn doch etwas dran wäre an dem Königtum, das nicht von dieser Welt ist? – werden nieder geschrien oder mit dem Todesurteil „ erledigt“. Ich erkenne: Du bist der Mensch, den es trifft – gegeißelt, mit Dornen gekrönt, verhöhnt.

Wo bin ich in dem Bild?
Bin ich bei denen, die deine Worte missdeuten, weil sie ihnen „quer“ kommen? Suche ich mich rauszuhalten, wasche ich gar „ meine Hände in Unschuld“, will ich etwaige Verantwortung abschieben, wenn in meinem Blickfeld Menschen verleumdet, gemobbt und geschunden werden? Oder gleich ich dir, Jesus: wann, wie, wo?

Was kann, was will ich Gott sagen?
Eingeständnis? Vergebungsbitte? Klage? Bitte um mehr Mut zum Bekenntnis der Wahrheit, zum Handeln aus Solidarität und Liebe (Joh 3,16;Lk 6,31ff).

2. Station:

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

Ich schaue auf das Bild:
Das Kreuz erscheint zu groß und zu schwer - schon jetzt am Anfang des Weges. Jesus mit der Dornenkrone geht gebückt unter der Last. Links stehen zusammengedrängt drei Menschen; sind es nur Frauen? Arme zum Anfassen, zum Mittragen sieht man nicht. An einer der Gestalten: gefaltete Hände; bei allen gramvolle Münder.

Ich schaue intensiver hin:
Ist ein auferlegtes Kreuz nicht immer zu groß und zu schwer? Viele Menschen werden durch Krankheit, Leid und Sündenfolgen niedergedrückt. Sie finden Zuschauer, erwecken Mitleid, rufen vielleicht Entsetzen hervor; Hilfe wird ihnen oft nicht zuteil. So ergeht es dir, Jesus. Doch du hast dein Kreuz angenommen. Zu unserer Entlastung dürfen wir mit dem Propheten Jesaja von dir als dem Gottesknecht sagen: „ Du hast unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf dich geladen. Der Herr lud auf dich die Schuld von uns allen (Jes 53,6b).

Wo bin ich in dem Bild?
Trage ich wie Jesus ein schweres Kreuz? Wer sind die Kreuztragenden unserer Zeit und wo sind sie? Schaue ich Jesus und anderen Beladenen hilflos nur zu? Ist Beten eine Hilfe?

Was kann, was will ich Gott sagen?
Lass den Kelch des Leidens an mir vorübergehen. Aber auch: Hilf mir, Schweres zu ertragen. Nimm die Ohnmacht der Hilflosigkeit von mir. Bestärke mich im ausdauernden Beten für andere und für mich selbst. Ich möchte von Jesus lernen: zeige mir den Weg.

3. Station:

Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

Ich schaue auf das Bild:
Das Kreuz liegt flach auf der Erde. Sein Querbalken zeigt vorwärts, aufwärts. Mit ausgebreiteten Armen liegt Jesus über dem Kreuz. Sein Kopf mit der Dornenkrone ist seitwärts auf das Pflaster geschlagen. Ein Arm und der Kopf weisen nach unten, abwärts.

Ich schaue intensiver hin:
Der Weg Jesu zur Hinrichtungsstätte hat gerade begonnen. Und schon ist Jesus gestürzt und über das Kreuz zu Boden gegangen. Kann allein das Signal „ vorwärts, aufwärts“ von außen ihn aufstehen lassen, wenn niemand da ist, der hilft? Jesus selbst hat gesagt: Vater, nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen (Lk 22,42). Diesen Satz wird Jesus aus innerem Antrieb bewahrheiten und seinen Weg weiter fortsetzen. Gottes Engel gibt ihm neue Kraft.

Wo bin ich in dem Bild?
Da ist niemand außer dir, Jesus. Jedoch: bin ich dein Kreuz, das schwer auf dir lastet und das dich zu Fall gebracht hat? Und wenn ich mich in dir sehe – welch ein Unterschied! Mich drückt nicht die Last und die Sünde der vielen zu Boden. Es ist mein eigenes Unvermögen, das mich manchmal schon am Beginn von Schwierigkeiten verzagen und mutlos werden lässt. Wie will ich eigentlich nach schwer Niederdrückendem wieder aufstehen?

Was kann, was will ich Gott sagen?
Gott, richte die Gestrauchelten und zu Boden Gestoßenen wieder auf. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, zeige mir deinen Weg für mich. Wenn Menschen nicht mehr weiter können, hilf ihnen und stärke sie.

4. Station:

Jesus begegnet seiner Mutter

Ich schaue auf das Bild:
Das Kreuz ist wie ein Dach, aus dem das X(griech. Ch= Christus) herausragt. Eng umschließt die Form des Bildes zwei Gestalten. Jesus ist nicht allein. Seine Mutter ist bei ihm. Beider Blicke treffen sich. Jesus hält den Schaft des Kreuzes umfasst. Maria hat die Hände zum Gebet gefaltet.

Ich schaue intensiver hin:
Das Bild scheint es leicht zu machen, in das innige Begegnungsgeschehen zwischen Mutter und Sohn in dieser Situation sich einzufühlen. Doch Maria weiß, dass sie Jesus nicht umstimmen oder zurückhalten kann. Ihre Gebetshaltung zeigt das Einschwingen in den Willen Gottes. Jesus selbst hat die Geborgenheit des Zusammenseins mit der Familie längst verlassen. Er wird seiner Berufung folgen – jetzt: die Hand am Kreuz, nicht an der Schulter der Mutter. Zwei Menschen – trotz des leidvollen Augenblicks erfüllt von seelischer Stärke.

Wo bin ich in dem Bild?
Ich bin in Maria, wenn ich Geliebtes loslassen und mich Gottes Fügung anvertrauen kann. Kann ich es? Ich bin ganz nahe bei Jesus, wenn ich zu meinen Entscheidungen stehe, - ganz gleich, ob im Beruf, in der Freundschaft, beim Partner oder der Partnerin, und ganz gleich, ob mir das ungerechtfertigt Ärger und Nachteile einbringt. Gibt es für solche Standfestigkeit Beispiele in meinem Leben? Was mache ich mit den Brüchen?

Was kann, was will ich Gott sagen?
Bitte um Einfühlungsvermögen, Taktgefühl, Festigkeit und Ausdauer. Klage, dass Verzicht und Loslassen schwer fallen. Zorn über ungezügeltes Besitzstreben und rücksichtslose Machtgier. Kummer über das Zerbrechen von Beziehungen und Familien. Bitte für die davon Betroffenen.

5. Station:

Simon von Zyrene wird gezwungen, Jesus zu helfen

Ich schaue auf das Bild:
Der Längsbalken des Kreuzes liegt auf den Schultern von zwei Männern. Jesus kann etwas aufgerichteter gehen, obwohl er den schwereren Teil des Kreuzes trägt. Der andere Mann geht gebückt unter seinem Teil der Last. Er schaut zur Seite – auf mich?

Ich schaue intensiver hin:
Simon, der Mann unter dem Kreuzesbalken Jesu, kann nur gebückt gehen; denn er hat auf dem Feld schon schwer gearbeitet. Sein Blick zum Betrachter bringt zum Ausdruck: so kann es einem ergehen: zum falschen Zeitpunkt, am falschen Ort! Denn Simon wurde von den Soldaten des Hinrichtungskommandos gezwungen, Jesus zu helfen (Mk 15,21). Alle Beteiligten sind wohl gezwungen, abkommandiert. Nur Jesus nicht. Trotz seiner Gefangennahme, Folterung und Verurteilung geht er aufrecht, innerlich frei, weil er um den Sinn des Ganzen weiß und ihn bejaht.

Wo bin ich in dem Bild?
Ich bin außerhalb. Wenn überhaupt, dann trifft sich mein Blick mit dem des Simon im stillen Einverständnis der inneren Distanzierung von einer erzwungenen Leistung. Habe ich nicht auch schon Situationen erlebt, die ich als aufgezwungene, zumindest lästige Pflicht erlebt habe? Aber damit hinter Jesus hergehen? Eine Veränderung der inneren Einstellung würde sich vielleicht ergeben, wenn ich Aufgebürdetes mit Jesus trage.

Was kann, was will ich Gott sagen?
All meine Frustrationen, Enttäuschungen, innere Verwundungen. Bitten: um die Bereitschaft und Fähigkeit, aus freien Stücken zu helfen, wo ich gebraucht werde; um die Bereitschaft, von Jesus zu lernen und ihm zu folgen.

6. Station:

Veronika reicht Jesus ihr Schweißtuch

Ich schaue auf das Bild:
Jesus stemmt sich mit dem Rücken gegen das sonst stürzende Kreuz. Er schützt Veronika, die rechts kniet, vor dem Gewicht der wuchtigen Kreuzbalken. Veronika – so sagt die kirchliche Tradition – reicht Jesus ein Tuch, in das Jesus seine Gesichtszüge einpresst.

Ich schaue intensiver hin:
Warum sollte Jesus Veronika schützen – er, der doch selber des Schutzes bedürfte? Inmitten der grausamen Menge, trotz eigener Schmerzen und Schwäche würdigt Jesus den Mut der einfachen Frau, die sich zu ihm hintraut. Er nimmt ihre barmherzige Geste an. Sie reicht ihm ihr Tuch zum Abwischen von Blut und Schweiß. Sie haben sich angesehen. Er hinterlässt ihr und uns den Eindruck seines wahren Angesichts auf diesem Tuch. In der Not dieses Menschen hat sich ihr das Bild des leidenden Christus eingeprägt.

Wo bin ich in dem Bild?
Brächte ich den Mut Veronikas auf, Hilfe zu leisten dort, wo ich dafür Unverständnis, Spott, ja Verachtung zu erwarten hätte? Kann ich in Angespanntheit, Schmerz und Leid wie Jesus noch Gesten der Zuwendung und Hilfe, des Mitgefühls und Zärtlichkeit wahrnehmen? Oder bin ich jetzt schon und dann erst recht gleichgültig, abgestumpft und verschlossen?

Was kann, was will ich Gott sagen?
Im kranken, süchtigen, verwundeten, abstoßenden Menschen Jesus Christus sehen können. Berührungsängste überwinden wollen. Mut zum verständnisvollen Helfen erbitten. Aufmerksam, einfühlsam, empfindungsstark und dankbar werden wollen am Beispiel Jesu Christi.

7. Station:

Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

Ich schaue auf das Bild:
Das Kreuz hat Jesus zu Boden gedrückt. Er ist wieder allein, liegt auf den Knien, stützt sich mit einem Arm auf dem Boden, lässt mit dem anderen das Kreuz nicht los. Der Erdboden ist wie eine unebene Mulde. Der Kreuzbalken sperrt jeden Blick zum Himmel ab.

Ich schaue intensiver hin:
Welche Last ist es, die Jesus zu Boden gedrückt hat? Nicht nur das Gewicht des hölzernen Kreuzes; nicht nur das Schwinden der Kräfte; nicht nur die unbarmherzige Härte der Peiniger. Schwerer lastet auf Jesus unser aller Versagen, die Sünden gegen Gott und den Nächsten. Sie sind das Gewicht, das den Sohn Gottes niederwirft, dem er sich aber auch unbeirrt entgegenstemmt.

Wo bin ich in dem Bild?
Ist alles aussichtslos, vergeblich? Dass Jesus nicht liegenbleibt, sondern aufsteht und weitergeht, gibt mir und allen, die Schuld auf sich geladen haben und darunter zusammengebrochen sind, die Hoffnung, dass wir nicht liegenbleiben müssen. Die Kraft seiner Liebe richtet uns auf.

Was kann, was will ich Gott sagen?
„Was du, Herr, hast erduldet, ist alles meine Last“(GL 179,4). „ Bekehre uns, vergib die Sünde, schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen“ (GL 160).

8. Station:

Jesus spricht zu den klagenden Frauen

Ich schaue auf das Bild:
Diagonal teilt der Längsbalken des Kreuzes das Bild. Rechts steht Jesus, auf seiner Schulter das Kreuz. Sein Gesicht ist dem Betrachter zugewandt. Sein über den Balken ausgestreckter Arm und die Hand halten Kontakt zu zwei Frauen jenseits des Kreuzes; eine, die Hände vor dem Gesicht, die andere mit einem Kind auf dem Arm. Die gedrängte Rundform der Darstellung hält die Gruppe zusammen.

Wo bin ich in dem Bild?
Mitleid ist eine Fähigkeit des Menschen, gleich ob Frau oder Mann. Deshalb bin ich bei den vielen, die das Elend anderer in der Nähe oder Ferne beklagen und die angesichts des Leids noch weinen können. Aber mit dem Blick auf Jesus sollte ich mich selbst anklagen, dass mit dem Mitleid oft keine helfende Tat verbunden ist. Jesus will, dass die Selbstgenügsamen aufgerüttelt werden.

Ich schaue intensiver hin:
Jesus erfährt Mitleid. Das ist in dieser Situation nicht selbstverständlich. Frauen sind es, die in der Menge mitlaufen und um ihn weinen und klagen. Es müsste Jesus gut tun. Doch er will nicht Mitleid, sondern realistische Einsicht, die zur Umkehr der Herzen führen kann. Deshalb sagt er zu ihnen: „ Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder!“ Und er hat dabei das Schicksal der Stadt Jerusalem und ihrer Bewohner im Blick (LK 23,28-31). So öffnet sich die intime Szene zu uns allen.

Was kann, was will ich Gott sagen?
Was soll aus mir werden, wenn ich uneinsichtig bleibe gegenüber meiner eigenen Gefährdung? Den Balken im eigenen Auge sehen lernen, statt nur den Splitter im Auge des anderen (Mt 7, 3ff). Bitte um Öffnung der Augen aller Selbstgerechten, die sich ohne Sünde wähnen. Bitte um Bewahrung vor Katastrophen.

9. Station:

Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Ich schaue auf das Bild:
Jesus liegt auf dem Boden. Der Oberteil des Kreuzes drückt wie ein schweres Gewicht auf seinen Nacken.  Simon, links, zieht am Längsbalken wie an einem Hebel, um Jesus zu entlasten. Die Gesichter beider Personen sind dem Betrachter zugewandt: Mitleid heischend? Hilfe suchend?

Ich schaue intensiver hin:
Ist das schon das Ende? Jesus ist anscheinend kraftlos, wegen aller Strapazen dem Tode nahe. Doch er will  seinen Weg zu Ende gehen. Simon hilft. Aber reicht diese Hilfe aus? 

Wo bin ich in dem Bild?
Ich bin außerhalb. Wenn ich alle unter ihrem Kreuz schwer Leidenden in meinem Umfeld und auf der ganzen Erde sehe, dann möchte ich resignieren. Die Stimme Simons sagt in mir: meine Hilfe ist zu schwach; sie ist nutzlos. Die Not, das Elend - sie sind übermächtig. Erst wenn ich in den Blick Jesu eintauche und mir bewusst mache, dass er aufgestanden und seinen Weg, die erlösende Hingabe seiner selbst, bis zum Ende gegangen ist, dann gewinne ich Zuversicht und Entschlusskraft, immer wieder mich aufzuraffen und mit ihm meinen Weg zu Ende zu gehen.  

Was kann, was will ich Gott sagen?
Lass die in ihrer Not Verzweifelten und Verzagten aus der Tapferkeit und Liebe Jesu Hoffnung schöpfen. Stärke die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen untereinander. Führe alle zur Vollendung bei dir.

10. Station:

Jesus wird seiner Kleider beraubt

Ich schaue auf das Bild:
Das Kreuz liegt am Boden bereit. Jesus steht aufrecht davor. Halbrechts vor ihm streckt ein Mann die Arme zu seinem Körper aus und entreißt ihm die Kleidung. Bald ist Jesus ganz entblößt.

Ich schaue intensiver hin:
Vor der Kreuzigung wurde der Verurteilte entkleidet. Seine Kleidung bekam nach römischem Recht das Exekutionskommando. Vier Soldaten gehörten dazu. Jeder erhielt einen Teil der Kleidung; das Untergewand ohne Naht wollten sie nicht zertrennen. Nach der Kreuzigung wurde geteilt und um das Untergewand gewürfelt (Joh 19,23f). Routine für die Soldaten; Entehrung für den Verurteilten. Nichts gehört ihm jetzt mehr. Und er kann auch nichts mehr aus Scham verbergen. Die Schaulustigen: schamlos.

Wo bin ich in dem Bild:
Zu den Soldaten gehöre ich nicht – es sei denn, ich hätte jemandem, wie auch immer, die Ehre genommen und mir vorher und nachher nichts dabei gedacht. Wie ist es aber, wenn ich bloßgestellt werde, wenn es um meine Ehre geht? Beleidigt, vertuschend, rachsüchtig? Ich bin nicht wie Jesus; ich kann ihn höchstens als Maßstab für eine Verhaltensänderung auf ihn hin nehmen: Gelassenheit, Ja zur Leiblichkeit – auch der verletzten, Unabhängigkeit vom äußeren Schein.

Was kann, was will ich Gott sagen?
Meine Ehre möchte ich darin suchen, dir zu gefallen, nicht in erster Linie den Mitmenschen. Bitte um Kraft, seelische Masken und Verkleidungen selbst abzulegen. Bitte um Gelassenheit und Gleichmut gegenüber Angriffen auf meine Ehre; um Ehrfurcht vor meiner und anderer Leiblichkeit. Wecke Einsicht und Scham für Verletzungen des Leibes. Sei du die Zuflucht für alle Entehrten, Geschändeten und Vergewaltigten.

11. Station:

Jesus wird ans Kreuz genagelt

Ich schaue auf das Bild:
Jesus liegt schon ausgestreckt auf dem Kreuz. Sein Kopf mit aufgerissenem Mund weist auf den Betrachter. Teilnahmslos, mit dem Rücken zu Jesus kniet ein Scherge auf einem Knie und schwingt den Hammer. Den linken Fuß hat er auf den Arm Jesu gesetzt- so kann er den Nagel eintreiben.

Ich schaue intensiver hin:
Ich sehe die Gleichgültigkeit des Soldaten, der einfach sein „Handwerk“ betreibt. Ich erkenne undeutlich die Schaulust und die brutale Erwartung der Menge. Ich höre geradezu die Spötter und das Geraune: bald wird es soweit sein, dass man die Kreuze aufrichtet. Jesus zwischen zwei Verbrechern (Lk 23,33f). Der offene Mund Jesu: sein Stöhnen vor Schmerzen. Jesu Leib: ausgestreckt auf dem Holzbalken, die Arme gezwungenermaßen weit ausgebreitet, aber auch als eine Geste: ich bin bereit. Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen Jjoh 12,32).

Wo bin ich in dem Bild?
Der geschwungene Hammer des Soldaten erschreckt mich: habe ich jemandem schon mal sehr weh getan? Es muss nicht mit der Hand, es kann auch mit dem „ Mundwerk“ geschehen sein. Jesu Hilflosigkeit kann ich - wenn auch mit großen Abstrichen – als die meine und die vieler Menschen wahrnehmen, wenn ich an die Erfolglosigkeit so mancher in guter Absicht begonnenen Taten denke. Jesus sind die hoffnungslos „ Festgenagelten“ sehr nahe: die schwer und lange bettlägerig Kranken; Menschen, die in einer Behinderung gefesselt sind; alle ihrer Freiheit Beraubten.

Was kann, was will ich Gott sagen?
Schenke Einsicht und Umkehr den Grausamen und Gefühllosen. Lass mich Jesu Bereitschaft, den Tod auf sich zu nehmen, als seine Treue und Liebe erkennen, auf die ich Antwort schulde. Stehe den Sterbenden bei; auch mir in der Stunde meines Todes.

12. Station:

Jesus stirbt am Kreuz

Ich schaue auf das Bild:
Das Kreuz ist groß in der Mitte des Bildes. Jesus steht daran aufrecht – ohne sich bewegen zu können. Rechts sehe ich einen Soldaten mit der Lanze und links zwei Personen: eine Frau, kniend, schaut zum Gekreuzigten empor, die andere Person, ein stehender Mann, stützt und hält die Kniende mit dem Arm auf ihrer Schulter.

Ich schaue intensiver hin:
Jesus steht drei Stunden bis zu seinem Tod am Kreuz. Drei Stunden langes Sterben. Die Evangelien überliefern uns sieben kostbare letzte Worte. Drei davon sind in den Inhalt unseres Bildes eingegangen: Jesus sorgt für seine Mutter, indem er sie der Obhut des Jüngers, den er liebt, anvertraut (Joh 19,26f). Schließlich sagt er: „ Es ist vollbracht“ (Joh 19,30) – vollbracht nicht durch eine endgültige Niederlage, sondern durch das Vertrauen auf seinen Vater, in dessen Hände er sich in seinem Leben und Sterben „ für uns“ empfiehlt (Lk 23, 46). Der römische Hauptmann spricht unter dem Kreuz das Bekenntnis, das niemand sonst hätte formulieren können: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“(Mk 15,39).

Wo bin ich auf diesem Bild?
Der Schmerz der Mutter Jesu ist einmalig. Ich möchte jedoch in dem einen und auch in dem anderen der beiden stehenden Männer sein. Schmerzbeladen trotz eigener Betroffenheit noch beistehen können sowie im Leben eindeutig bekennen: dieser Mensch Jesus ist der Gottessohn aus Nazareth - damit kann und will ich mich identifizieren. Zumindest versuchen sollte ich es.

Was kann, was will ich Gott sagen?
Ich danke für die Taten und Worte Jesu. Sie sind die Brücke, über die ich ins Leben gehe. Ich bitte für alle Opfer ungerechter Gewalt. Das Opfer Jesu Christi sollte ein für allemal genug sein. Maria, Mutter aller auch unter Schmerzen Glaubenden, bitte für uns.

13. Station:

Jesus ist vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

Ich schaue auf das Bild:
Im Vordergrund liegt der vom Kreuz abgenommene Leichnam Jesu. Sein Oberkörper ist an den Schoß seiner Mutter gelehnt. Maria hat ihren Kopf zur Seite geneigt. Mit ihren Armen umfängt sie das Haupt ihres Sohnes.


Ich schaue intensiver hin: 
Ein stilles Bild: Josef von Arimathäa, der die Erlaubnis zur Bestattung Jesu erwirkt hat (Joh 19,38), ist ganz in den Hintergrund getreten. Der Kreis hat sich geschlossen: die Mutter Maria, die Jesus geboren hat, hält nun ihren toten Sohn in ihrem Schoß umfangen. Die Frage an den 12 jährigen Jesus im Tempel, „ Kind, wie konntest du uns das antun“(Lk 2,48f) mag unausgesprochen im Schmerz der Mutter wieder mitschwingen. Die Antwort verbirgt sich im Geheimnis Gottes und seines Heilswillens. Jetzt ist Jesus ganz in dem, was seinem Vater gehört. Menschenweisheit ist hier am Ende. Die Botschaft von der Torheit und dem Ärgernis des Kreuzes beginnt sich zu formen.


Wo bin ich in dem Bild:
Jesus ist bei denen, die restlos am Ende sind mit ihrem Leben und allem, worauf sie vertrauten. Ich kann nur bei der „ schmerzhaften“ Mutter Maria sein. Eine der Strophen eines alten Liedes kann ich mir ganz zu eigen machen: „ Drücke deines Sohnes Wunden, wie du selber sie empfunden, heilige Mutter, in mein Herz. Dass ich weiß, was ich verschuldet, was dein Sohn für mich erduldet, gib mir teil an deinem Schmerz“ (GL 584,4).


Was kann, was will ich Gott sagen?
Gib, dass immer seltener Mütter und Väter, Freunde und Sympathisanten über Gefolterte, Verschleppte, Ermordete und andere Opfer von Gewalt trauern und wehklagen müssen. Lass uns den Frieden suchen, deinen Frieden finden.

14. Station:

Jesus wird ins Grab gelegt

Ich schaue auf das Bild:
Waagerecht wird der tote Jesus an Kopf und Füßen von zwei Männern gehalten. Unter dem Leichnam gähnt schwarz die Grabesöffnung. Er rutscht vom großen Tuch ins Grab. Die Wundmale sind noch zu sehen. Zwischen den beiden Männern und über dem Körper des toten Jesus gibt der Bildrahmen den Blick frei wie auf den offenen Himmel.


Ich schaue intensiver hin: 
Dieser Jesus, der gestorben war, ist begraben worden. Paulus übermittelt die Überlieferung in einer feierlichen Formel der Gemeinde in Korinth (1Kor 15,3f). Die Evangelien nach Matthäus und Johannes schildern es etwas ausführlicher (Mt 27,57-59; Joh 19,38 – 42). Josef von Arimathäa hatte die Freigabe des Leichnams Jesu erlangt. Zusammen mit Nikodemus bestattet er Jesus nach jüdischer Sitte in der Nähe der Hinrichtungsstelle in einem Grab, in dem vorher noch niemand beigesetzt worden war. Von den Aposteln ist niemand dabei. Sie waren geflohen. Mit dem Leichnam Jesu ist ihre ganze Hoffnung ins Grab gesunken. Erst der auferstandene Christus selbst bewirkt die Wende zu tieferem Verstehen und zur Bejahung ihrer Sendung.


Wo bin ich in dem Bild?
Ich halte mich an die Wundmale des Gekreuzigten. Er hat sie den Jüngern nach seiner Auferstehung vorgewiesen, dass sie erkennen: er, der gelitten hat und gestorben ist, ist derselbe, der sich ihnen als lebend zeigt (Joh 20,24-28). Er erschließt ihnen und mir die Hl. Schrift (Lk 24,26f). Das Wort Jesu wird wahr: „ Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht (Joh 12,24).


Was kann, was will ich Gott sagen?
Dank für die Glaubensbotschaft von der Auferstehung der Toten. Dank für diese Hoffnung, die ich auch für mich haben darf. Bitte, dass alle Nichtglaubenden zum Glauben an das ewige Leben gelangen.

Impressum:

Gesamtgestaltung und alle Fotos:

 Karmelitinnenkloster Witten

Text:

 Pfr. Dr. theol. Karl Heinz Grenner

Klosterkirche

Kirchenfenster

Alle bunten Glasfenster sind Kunstwerke von Gustav Fünders (1956).
Wenn die Sonne durchscheint, entsteht ein warmes Licht und die Atmosphäre strahlt auf den Betrachter etwas Erhabenes aus. 
In der Stille kann man die Kunstwerke bestaunen und auf sich wirken lassen.

Heiliger Prophet Elias

Der Hl. Prophet Elias, der Stammvater des Karmeliterordens fährt - wie es im Alten Testament heißt - vor den Augen seines Schülers Eliseus in den Himmel und hinterlässt ihm seinen Mantel als Zeichen seines doppelten Geistes.

Seliger Simon Stock

Der Selige Simon Stock- General des Ordens- empfängt von der Gottesmutter das Skapulier. 
Durch das Tragen des Skapuliers bekunden wir die Zugehörigkeit zum Orden "Unserer lieben Frau vom Berge Karmel."

Heilige Teresa von Avila

Hl. Teresa von Avila - Reformatorin des Karmelitenordens, Lehrmeisterin des Gebetes und Kirchenlehrerin.

Heiliger Johannes vom Kreuz

Hl. Johannes vom Kreuz- Kirchenlehrer und Mitreformator des Karmelitenordens.

Heilige Therese von Lisieux

Hl. Therese von Lisieux - Meisterin des "Kleinen Weges" und Kirchenlehrerin.
"Ich werde Rosen auf die Erde streuen!"

Maria mit Kind von Engeln umgeben

     Fenster auf der Orgelempore.